Lerne zu improvisieren als Trauredner*in
14. April 2025
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14. April 2025

Erinnerungen als Schlüssel einer erfolgreichen Abschiedsrede

Abschiede sind nie leicht. Sie können emotional, herzzerreißend und oftmals sogar sehr schmerzhaft sein. Doch Abschiede sind auch Momente des Rückblicks, der Wertschätzung und der Erinnerung. Wenn du vor der Aufgabe stehst eine Abschiedsrede zu schreiben, dann ist dein stärkstes Instrument: die Erinnerungen an den Verstorbenen noch einmal lebendig werden zu lassen. Denn wenn Angehörige sich für eine freie Beerdigung entscheiden haben sie für gewöhnlich den Wunsch danach, dass an dem Tag der Verstorbene selbst im Vordergrund steht. 

Im Gegensatz zu kirchlichen Beerdigungen, wo oft mit Bibeltexten und Lesungen gearbeitet wird, arbeiten wir freien Abschiedsredner*innen mit einer anderen Geschichte: Der Lebensgeschichte des Verstorbenen. Dabei geht es nicht nur um die sogenannten „Hardfacts“, wie das Geburtsdatum, die berufliche Laufbahn oder den Lebensort. Es geht viel mehr um das, was den Verstorbenen wirklich auszeichnet, was ihm wichtig war, die Charaktereigenschaften, seine Hobbys oder auch die Menschen, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Und genau diese Menschen sind an dem Tag der Abschiedsfeier anwesend und sollen durch die viele Erinnerungen, die du noch einmal hervorhebst, besser Abschied nehmen können.

Erinnerungen sind ein kostbarer Schatz, den wir auch über den Tod hinaus in unseren Herzen tragen. Denn:

Erinnerungen sind das, was bleibt:

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, bleibt uns oft nur die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit. Diese Erinnerungen sind es, die uns in schweren Zeiten Trost spenden und uns mit der Person verbinden, die wir verloren haben. Als Abschiedsredner hast du die Möglichkeit, diese Erinnerungen in deinen Abschiedsreden zu würdigen und zu bewahren.

Stell dir vor, du stehst vor einer Trauergesellschaft, die Abschied von einem geliebten Menschen nimmt. Du kannst die Atmosphäre mit deinen Worten gestalten und die Erinnerungen an diesen Menschen aufleben lassen. Du kannst Geschichten erzählen, die die Persönlichkeit und die Besonderheiten des Verstorbenen zeigen. Du kannst die Liebe und die Spuren, die er oder sie in den Herzen der Menschen hinterlassen hat, würdigen. Erzähle von den Abenteuern, den Höhepunkten und den Herausforderungen, die diese Person erlebt hat. Zeige, wie sie die Menschen um sich herum beeinflusst hat und welche Spuren sie in den Herzen der anderen hinterlassen hat. Um diese Geschichten zu erfahren solltest du als Abschiedsredner*in möglichst nicht nur mit einer Person, sondern mit mehreren Hinterbliebenen sprechen. Manchmal lohnt es sich auch in einem kurzen weiteren Telefonat zusätzlich mit anderen Menschen, wie engen Freunden, zu sprechen, wenn sie beim Trauergespräch nicht anwesend waren. Wenn beispielsweise die Tochter des Verstorbenen bei einem Trauergespräch anwesend ist könntest du sie fragen: Was wäre denn die erste Erinnerung, die mir Ihr Sohn über den Opa erzählen würde. Was hat er mit seinem Opa erlebt, was waren besondere Momente? Einzelne Erinnerungen von verschiedenen Personen mit in die Traurede einzubinden, insbesondere wenn sie eine enge Bindung zu dem Verstorbenen hatten, sind ein wichtiges Mittel für deine Abschiedsrede. Dabei sind Erinnerungen von vielen verschiedenen Menschen hilfreich, denn je mehr persönliches du erfährst, desto mehr können sich auch die Menschen mit deiner Rede identifizieren, mit denen du nicht gesprochen hast.

Frische Blumen liegen auf einem Braunen Sarg

Erinnerungen schaffen Verbindung:

Erinnerungen sind wie Fäden, die uns mit den Menschen und Momenten verbinden. Sie sind ein wertvolles Gut, das uns Trost spenden kann, wenn wir Abschied von einem geliebten Menschen nehmen müssen. In Abschiedsreden können Erinnerungen verwendet werden, um diese Verbindung zu stärken. Ermutige die Trauergäste bei einem Lied selbst zu überlegen, welche Verbindung sie zu dem Verstorbenen haben. Was ihn für sie ausgezeichnet hat, was sie gemeinsam erlebt haben. Diese Erinnerungen können während des Trauerprozesses immer wieder hervorgeholt werden und bei der Aufgabe des Loslassens helfen.  

Erinnerungen geben Trost:

Abschiedsreden haben die wichtige Aufgabe, Trost zu spenden. Sie bieten den Zuhörern die Möglichkeit, ihre Trauer zu verarbeiten und gleichzeitig die positiven Aspekte des Lebens des Verstorbenen zu feiern. Erinnerungen können in diesem Zusammenhang eine starke Quelle des Trostes sein. Wenn du in deiner Rede die Bedeutung von gemeinsamen Erinnerungen betonst, hilfst du den Zuhörern, sich an die guten Zeiten zu erinnern und positive Emotionen zu erleben.

Erinnerungen als Quelle der Inspiration:

Erinnerungen können auch eine Quelle der Inspiration sein. Sie erinnern uns daran, wie kostbar das Leben ist und wie wichtig es ist, die Zeit, die wir haben, sinnvoll zu nutzen. Als Abschiedsredner kannst du diese Botschaft in deine Abschiedsreden einfließen lassen. Du kannst die Trauergesellschaft daran erinnern, dass das Vermächtnis eines Menschen nicht nur in seinen Taten, sondern auch in den Erinnerungen weiterlebt, die er hinterlässt.

Wie du Erinnerungen in deine Abschiedsreden einbeziehen kannst:

Jetzt fragst du dich vielleicht, wie du diese wertvollen Erinnerungen in deine Abschiedsreden einbeziehen kannst. Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen können:

Geschichten und Anekdoten:

Sammle Geschichten und Anekdoten über den Verstorbenen, die seine Persönlichkeit und sein Leben widerspiegeln. Teile diese Geschichten in deiner Rede, um die Trauergesellschaft an diese besonderen Momente zu erinnern. Dabei geht es insbesondere um die „Soft Skills“ also das, was den Verstorbenen wirklich ausmacht. Seine positiven und negativen Eigenschaften, Lebensweisheiten, Hobbys, seine Taten und all das, was die Trauergesellschaft mit dem Verstorbenen erlebt hat.

Fotos und Bilder:

Es können Fotos und Bilder in eine Trauerfeier integriert werden. Bilder können Emotionen wecken und die Erinnerungen lebendig machen.

Rituale:

Auch bei freien Beerdigungen gibt es Rituale, die man einbinden kann um die Trauerfeier noch persönlicher zu gestalten. Verschiedene Ideen zu Ritualen findest du in dem Beitrag 5 Rituale für freie Beerdigungen. 

in einem Raum steht eine leere Bank, ein Schild neben einem Sarg und viele Trockenpflanzen für eine bevorstehende freie Beerdigung

Musik und Lieder:

Musik hat die Kraft, Erinnerungen hervorzurufen und Emotionen auszulösen. Insbesondere wenn der Verstorbene gerne Musik gehört und spezielle Lieblingslieder oder Künstler hatte, lohnt es sich der Musikauswahl etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht verbinden einige der anwesenden Gäste genau diese Musik mit dem Verstorbenen, weil sie gemeinsam auf Konzerten waren oder die Musik bei gemeinsamen Treffen lief. Wenn während der Abschiedsfeier diese Lieder gespielt werden, wird es den Hinterbliebenen leichter fallen, sich ganz in die eigene Erinnerung zu vertiefen. Live Musik ist übrigens ebenfalls möglich. Bei Beerdigungen hat man allerdings oft Instrumental Musiker, wie Cellist, Violinist, Pianist oder Gitarrist. Live Musik, insbesondere wenn sie eine Erinnerung hervorruft kann dabei noch mal deutlich mehr Emotionen wecken.

Familienmitglieder und Freunde einbeziehen:

Ermutige Familienmitglieder und enge Freunde, ihre eigenen Erinnerungen und Geschichten aufzuschreiben und zu teilen. Dafür müssen Sie nicht selbst nach vorne kommen und etwas vortragen. Als Abschiedsredner*in kannst du diese Erinnerungen in deine Rede integrieren oder auch im Namen der jeweiligen Person vortragen.

Abschlussworte:

Abschlussworte sind unheimlich wichtig, denn sie sollen Trost spenden und dabei helfen, „loszulassen“. Sie helfen dabei das neue Leben ohne den Verstorbenen anzunehmen und selbst weiterzuleben. Denn in vielen Fällen ist das für die Hinterbliebenen oft nicht leicht. Es ist daher sehr wichtig im Trauergespräch zu hinterfragen, ob die Angehörigen und der Verstorbene einen Glauben daran hatte, was nach dem Tod passiert. Manche glauben an nichts, andere glauben an ein Wiedersehen und wieder andere Glauben an ein Leben im Himmel. Greife den jeweiligen Glauben auf und versuche Worte zu finden, die diesen Glauben Bestärken. Die die Sicht auf den Tod noch einmal anders darstellen und das wiederspiegeln, was der verstorbene Mensch der Trauergesellschaft mit auf den Weg gegeben hätte. Denn auch das ist eine Erinnerung an den verstorbenen Mensch. Und der Glaube an etwas – was auch immer das sein mag – hilft uns dabei einen geliebten Menschen loszulassen.

Als Abschiedsredner hast du die wunderbare Möglichkeit, Erinnerungen lebendig werden zu lassen, Verbindungen zu schaffen und Inspiration zu bieten. Deine Worte können den Trauernden Trost spenden und sie daran erinnern, dass die Liebe und die Erinnerungen an den verstorbenen Menschen für immer in ihren Herzen bleiben werden.

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Du bist kein Trauerredner*in sondern Angehöriger? Dann schau doch mal auf unserem  Trauerblog vorbei.  Hier findest du viele Ideen zur Gestaltung von freien Trauerfeiern.

 

Fotos: Canva