Die Einbindung von Kindern während einer freien Trauung
9. Dezember 2024
Die Einbindung von Kindern während einer freien Trauung
9. Dezember 2024

Hochzeitstraditionen – auch bei freien Trauungen?

Die Hochzeitswelt hat sich in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch unsere wunderbare multikulturelle Gesellschaft, sehr verändert. Viele Paare entscheiden sich daher auch für freie Trauungen, in welche sie aber gerne verschiedene Bräuche und Traditionen einbinden möchten. Bei freien Trauungen ist das wunderbar möglich, denn es geht auch darum, Traditionen neu zu definieren und sie in die persönliche Liebesgeschichte des Paares zu integrieren, sodass auf nichts verzichtet werden muss. Als angehender Trauredner hast du die wunderbare Gelegenheit, Traditionen bei freien Trauungen in verschiedensten Formen zum Leben zu erwecken. 

In diesem Blog-Beitrag gehen wir auf die Bedeutung von Traditionen ein und erläutern, wie du diese gekonnt in deine Trauungszeremonien einfließen lassen kannst.

Warum Traditionen bei freien Trauungen?

Traditionen sind nicht nur Geschichten aus der Vergangenheit oder „alte“ symbolische Handlungen, sie sind ein lebendiger Teil unserer Identität und Kultur. Bei freien Trauungen bieten sie eine wundervolle Möglichkeit, die Liebe und Verbindung des Paares auf individuelle Weise zu feiern. Aber warum sind Hochzeitstraditionen eigentlich so bedeutsam? 

Bedeutung und Verbundenheit:

Traditionen verleihen der Trauung Tiefe und Bedeutung. Sie schaffen eine Verbindung zwischen dem Brautpaar und ihren Wurzeln, indem sie die Liebe in einen größeren Kontext stellen.

Emotionale Bindung:

Traditionen können starke emotionale Reaktionen hervorrufen. Wenn du es schaffst, diese Emotionen in deine Trauungszeremonie zu integrieren, wird sie für das Brautpaar und die Gäste noch unvergesslicher werden.

Einzigartigkeit:

Die Anpassung von Traditionen an die Persönlichkeit des Paares macht die Trauung einzigartig. Jede Trauung wird so zu einer maßgeschneiderten Erfahrung.

Bräutigam steht am Trauort. Seine Braut steht hinter ihm. Die zwei sehen sich jetzt zum ersten Mal an ihrem Hochzeitstag für den First Look

Die Vielfalt der Traditionen:

Die Welt der Traditionen ist vielfältig und sie können auf unterschiedliche Arten in Hochzeiten integriert werden. Es gibt deutsche Traditionen, die während des Hochzeitstages umgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise: der Eröffnungstanz, ein Tortenanschnitt, die Rede des Brautvaters, ein traditioneller Besensprung, das „Tragen über die Schwelle“ der Braut und vieles mehr. Aber auch während der Trauzeremonie gibt es traditionelle Handlungen und Bräuche, die sich wunderbar modernisieren und auch in deine freie Trauung einbinden lassen. Hier sind ein paar Beispiele.

Der Ein- und Auszug:

Viele Bräute träumen schon seit Kindheitstagen von dem Brauteinzug mit dem Papa an der Seite. Die Gäste stehen auf, Blumenmädchen laufen vorne weg und es wird ein Lied eingespielt, was den Einzug emotional untermalt. Diese traditionelle Art des Einzuges wird daher am häufigsten, auch bei freien Trauungen, umgesetzt. Mittlerweile gibt es aber Möglichkeiten, auch diesen Einzug zu modernisieren. Nicht selten kommt es vor, dass auch der Bräutigam, gemeinsam mit den Trauzeugen und Freunde, einen eigenen Einzug hat. Oft wird hier ein schnelleres Lied gewählt, wozu teilweise dann sogar getanzt wird. Auch der Bräutigam hat „Blumenmädchen“ oder häufig auch „Bier-Jungs“ die vor ihm herlaufen und noch Getränke für die Gäste verteilen. Teilweise entscheiden sich Paare übrigens auch dafür, gemeinsam einzuziehen, wenn sie beispielsweise ein „First Look Shooting“ hatten oder schon länger verheiratet sind und die Zeremonie als Eheerneuerung nutzen. Auch das ist eine starke symbolische Handlung, welche die enge Verbundenheit zwischen dem Brautpaar widerspiegelt. Bei Patchwork Familien ist es übrigens eine ganz wunderschöne Geste, wenn die Kinder vor der Braut laufen oder sie sogar zum Altar führen.
Auch beim Auszug haben die Brautpaare die Möglichkeit, diesen zu modernisieren. Traditionell stehen die Gäste auf und das Brautpaar läuft durch die Stuhlreihen aus. Die Gäste folgen im Anschluss zur Gratulation. Bei einer freien Trauung hast du die Möglichkeit diesen Auszug umzudrehen, indem du zu erst mit den Gästen ausziehst und sie im Spalier aufstellst. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen wartet nicht das Brautpaar auf die Gäste, sondern das Brautpaar wird von den Gästen empfangen, die dann zum Beispiel noch Seifenblasen oder Wedding Wands halten können. Zum anderen hat das Brautpaar durch den langen Spalier einen längeren Auszug und der Fotograf hat mehr Möglichkeiten, schöne Bilder zu schießen. Ermutige die Gäste zum klatschen und jubeln und dazu, das Brautpaar freudig zu empfangen. Das wirkt sich gleich auf die Stimmung am weiteren Tag aus.

Eheversprechen:

Bei einer standesamtlichen Trauung ist es üblich, dass das Brautpaar sich klassisch das „Ja-Wort“ gibt. In der Kirche wird häufig ein teilweise biblischer Text vom Pfarrer vorgetragen, den das Brautpaar nachspricht. Bei der freien Trauung hast du hier noch weitere Möglichkeiten. Das Eheversprechen ist das Herzstück einer jeden Trauzeremonie und sollte daher bei einer freien Trauung möglichst persönlich gestaltet werden. Dafür kann das Brautpaar die Eheversprechen selbst schreiben und auf Wunsch auch vortragen. Alternativ kannst du als Redner auch aus den Worten der Paares, die du vorher erfragen kannst, ein ganz persönliches Eheversprechen in ihrem Namen schreiben. Da diese Worte natürlich sehr bedeutend sind lohnt es sich, sie durch ein entsprechendes Ritual noch einmal hervorzuheben. Hier eignet sich beispielsweise das „Versiegeln der Eheversprechen“, um dem ganzen noch eine symbolisch kräftigere Bedeutung zu geben. 

Kuss:

Der Kuss nach dem Eheversprechen ist eine schon immer dagewesene Tradition, die unserer Meinung nach auch nicht fehlen darf! Hier kannst du als Trauredner*in dafür sorgen, dass der Moment richtig gefeiert wird. Fordere die Gäste dazu auf zu jubeln und zu applaudieren. Alternativ können die Gäste auch kleine Hochzeitsglöckchen bekommen, um den Kuss „einzuläuten“. Aber Achtung: Es gibt Kulturen, in denen der Brautkuss verpönt ist! Mehr dazu findest du weiter unten.

Ringtausch:

Auch der Ringtausch ist eine ganz traditionelle symbolische Handlung, die in die freien Trauung integriert werden kann. Die Ringe können von Kindern, Tieren oder wichtigen Menschen gebracht werden oder man kann sie vor dem Tausch durch ein Ritual hervorheben. Hier eignet sich besonders die „Ringsegnung“, bei welcher die Ringe vor dem Tausch durch die Hände der Hochzeitsgäste „wandern“. Dies symbolisiert den Rückhalt der Wegbegleiter. Es müssen aber nicht unbedingt Ringe sein die getauscht werden. Es gibt beispielsweise Paare, die berufsbedingt gar keine Ringe tragen dürfen und sich daher für etwas anderes entscheiden. Beispielsweise Schlüsselanhänger, die sie immer bei sich tragen oder auch „alte Schlüssel“, die symbolisch für den „Schlüssel zum Herz“ stehen. Auch hier ist deine Kreativität als Trauredner*in gefragt, um individuell auf dein Paar einzugehen.

Trauzeugen:

Die Rolle der Trauzeugen ist in vielen Kulturen von großer Bedeutung. Trauzeugen unterstützen oft bei der Planung der Hochzeit und der Junggesellenabschiede und werden für die Koordination am Hochzeitstag eingesetzt, um das Brautpaar zu entlasten. Der Ursprung liegt allerdings darin, dass es Zeugen des Versprechens und der Eheschließung sind. Heutzutage werden allerdings in Deutschland offiziell zur Eheschließung keine Trauzeugen mehr benötigt. Trotzdem entscheiden sich die meisten Paare dafür, 2-4 Trauzeugen zu „benennen“ und auch diese kannst du in die freie Trauzeremonie einbinden. Die Trauzeugen können beispielsweise während der Trauzeremonie persönliche Worte oder Segenswünsche an das Brautpaar richten. In der Kirche kennt man diese Handlung unter Fürbitten. Trauzeugen können die Ringe bringen oder auch in Rituale mit eingebunden werden. Da Trauzeugen oft enge Angehörige oder Freunde sind, die das Brautpaar schon lange begleiten, sind Erinnerungen und Wünsche dieser Menschen für das Brautpaar von hoher emotionaler Bedeutung. 

Rituale und Symbole:

Es gibt einige Rituale und symbolische Handlungen, die schon früher während oder nach einer Trauzeremonie umgesetzt wurden. Dazu gehören beispielsweise das Anzünden einer Hochzeitskerze, das „Brechen von Brot“ oder auch der Holzstamm, der zersägt wird und womit sich die frischvermählten gleich als Team beweisen können . Diese Rituale können eine tiefgreifende symbolische Bedeutung haben und die Verbindung des Brautpaares betonen. Bei der freien Trauung können auch diese Rituale umgesetzt werden. Alternativ können aber auch ganz neue, individuelle und auf das Paar zugeschnittene Rituale entwickelt werden, die den Weg und die Gemeinsamkeiten symbolisch darstellen. Es liegt an dir als Trauredner*in gemeinsam mit deinen Paaren ganz individuelle Rituale oder symbolische Handlungen zu entwickeln, die die gemeinsame Geschichte untermalen. Mehr Informationen hierzu findest du auch in unserem Workshop „Traurituale“.

Musik und Gesang:

Musik ist ein wichtiger Bestandteil vieler traditioneller Trauzeremonien. In der Kirche sind es häufig Kirchenlieder, die dann auch mit der Hochzeitsgesellschaft gesungen werden. In anderen Kulturen laufen Musiker vorne weg oder begleiten das Eheversprechen durch traditionelle Gesänge. Bei einer freien Trauung ist man auch hier ganz flexibel. Es können Lieder von Band oder auch Live-Musik oder Gesang in die freie Trauung integriert werden, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Vielleicht gibt es ein Lied, das eine persönliche Bedeutung für das Brautpaar hat und welches es gerne während der Zeremonie hören möchte. Manchmal werden auch Lieder von Freunden gesungen oder sogar ein Lied umgedichtet, was dann mit der Gesellschaft für das Brautpaar als Überraschung während der Trauung gesungen wird. Lieder lösen Emotionen aus und sollten daher immer einen Platz in einer freien Trauzeremonie bekommen. Wenn du Brautpaare aus unterschiedlichen Kulturen hast ist es oft lohnenswert zu recherchieren, ob es musikalische Traditionen gibt, die du mit in die Trauung einbinden kannst.

Kulturelle Einflüsse:

Wenn das Brautpaar verschiedene kulturelle Hintergründe hat, können Elemente beider Kulturen in die Trauungszeremonie einfließen. Dies schafft eine wunderbare Verbindung zwischen den Familien und Kulturen. In fast allen Ländern gibt es verschiedene, traditionelle Hochzeitsbräuche, die man auch in eine „Deutsche“ freie Trauung einbinden kann, um beide Kulturen zu vereinen. Hier lohnt es sich selbst einmal zu recherchieren, welche Bräuche in welchem Land welche Bedeutung haben. Oft wissen die Brautpaare aber auch selbst, was in ihrer Kultur wichtig ist oder sie fragen ihre Eltern und Großeltern danach. Manchmal macht es sogar Sinn, sich vorher ausgiebig mit den Traditionen zu beschäftigen um keinen „Fehler“ während der Trauzeremonie zu machen. So gibt es beispielsweise Kulturen, in denen der „Kuss“ verboten ist und es lediglich eine Umarmung oder einen Kuss auf die Stirn vom Bräutigam gibt. Wenn du ein multikulturelles Brautpaar hast, solltest du dich auf jeden Fall mit den Hochzeitstraditionen des Landes beschäftigen und gemeinsam mit deinem Brautpaar überlegen, ob und was ihr davon mit in eure Trauzeremonie einbindet. In asiatischen Ländern ist es ein Brauch, dass jeder Hochzeitsgast dem Brautpaar ein Stoffband um den Arm bindet. In Spanien sind es Orangenblätter die geworfen werden und symbolisch für die Fruchtbarkeit stehen. In Griechenland läuft das Brautpaar drei Mal um den Altar, um die ersten Schritte in der Ehe symbolisch darzustellen. Es gibt viele wunderschöne und leicht umsetzbare Traditionen und Rituale die auch du mit einbinden kannst, um die jeweilige Kultur zu integrieren. Insbesondere wenn Gäste aus dem jeweiligen Land für die Hochzeit extra anreisen kann es sehr wertvoll und schön sein, einige Traditionen mit aufzugreifen. In diesem Zuge ist es auch wichtig zu erwähnen, dass man eine freie Trauzeremonie auch durchaus mehrsprachig gestalten kann. Wenn Gäste dabei sind, die kein Deutsch sprechen, zeigt man ihnen Respekt, wenn sie während der Trauung auf der jeweiligen Landessprache begrüßt und verabschiedet werden. Zusätzlich können kleine Textpassagen in die jeweilige Sprache übersetzt und vorgetragen werden. Auch die Eheversprechen können vorab übersetzt und an die Gäste ausgehändigt werden, damit sie diese mitlesen können. Wenn du dich selbst mit der Sprache nicht sicher fühlst, gibt es vielleicht Angehörige oder Freunde des Paares, mit denen du gemeinsam die Trauzeremonie auf zwei Sprachen gestalten kannst. Auch hier solltest du vorab mit dem Brautpaar besprechen, wie viele Gäste kein Deutsch verstehen und wie viel der Zeremonie tatsächlich übersetzt wird. 

Traditionelle Kleidung:

Die Wahl der Kleidung des Brautpaares ist oft mehr als nur ein modisches Statement bei einer Hochzeit. Sie kann selbst zu einer bedeutenden Tradition werden, die die Wurzeln und kulturellen oder religiösen Hintergründe des Brautpaares widerspiegelt. Einige Brautpaare entscheiden sich bewusst dafür, während der Zeremonie traditionelle Kleidung zu tragen um die Landestradition in ihrer eigenen Zeremonie widerzuspiegeln. Hier hast auch du die Möglichkeit, dich kulturell anzupassen und die Zeremonie durch deine eigene Kleidung ebenfalls traditionell zu unterstützen. 

Gäste schenken sich Tee ein aus einer buten Karaffe in ebenfalls bunte Tassen auf einer Multikulturellen Hochzeitsfeier

Die Rolle des Trauredners

Als Trauredner hast du eine einzigartige Position, um die Bedeutung von Traditionen bei freien Trauungen zu vermitteln. Du kannst die Brautpaare dazu ermutigen, über ihre persönlichen Bindungen zu Traditionen nachzudenken und wie sie diese in ihre Trauung integrieren können. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du dich am besten darauf vorbereiten kannst:

Recherche und Vorbereitung:

Eigne dir ein breites Wissen über verschiedene Traditionen an, um Paaren bei der Auswahl und Anpassung zu helfen. Hier geht es nicht nur um Deutsche Bräuche sondern auch um Taditionen aus anderen Kulturen.

Fragen und Zuhören:

Höre den Paaren genau zu, um ihre Geschichte und ihre Verbindung zu Traditionen zu verstehen. Frage nach besonderen Erinnerungen oder Werten, die sie betonen möchten.

Kreativität:

Sei kreativ bei der Integration von Traditionen. Finde Wege, wie sie organisatorisch in den Ablauf der Trauzeremonie passen und wie du sie ggf. modernisieren und anpassen kannst.

Sprache und Worte:

Deine Worte sind mächtig. Verwende sie, um die Bedeutung der ausgewählten Traditionen zu erläutern und die Gäste in das Erlebnis einzubeziehen. 

Tipp:

Viele Rituale und Traditionen aus anderen Kulturen werden traditionell von den „Ältesten“ der Familie umgesetzt. Auch das kannst du hervorragend nutzen, um selbst keine „Fehler“ zu machen und Menschen mit einzubinden. Vielleicht ist der Großvater oder Onkel dazu bereit, den traditionellen Segen auszusprechen oder ein anderes traditionelles Ritual während deiner Trauung umzusetzen. Siehe das als Chance, um die Trauzeremonie nicht nur noch persönlicher sondern vor allem auch authentischer zu gestalten.

 

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Du bist kein Trauredner*in sondern Braut oder Bräutigam? Dann schau doch mal auf unserem  Traufräulein Blog vorbei.  Hier findest du viele Ideen zur Gestaltung eurer freien Trauzeremonie und Traumhochzeit. 

Fotos: Rockstein Fotografie & Canva