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14. April 2025Als freier Redner*in ist es unsere Aufgabe, die einzigartigen Geschichten der Brautpaare auf eine Weise zum Ausdruck zu bringen, die tief berührt und unvergesslich bleibt. Das gelingt uns jedoch nur dann, wenn wir wirklich zuhören, verstehen und uns einfühlen können. Daher ist es auch unheimlich wichtig, dass die Chemie zwischen Brautpaar und Redner*in stimmt, denn am Ende kann deine Rede nur so gut werden, wie das Brautpaar bereit ist sich dir gegenüber zu öffnen.
In diesem Blog-Beitrag sprechen wir über eine der wichtigsten Fertigkeiten, die du als Redner beherrschen solltest: die Kunst des Zuhörens. Hier erfährst du, warum das Zuhören so entscheidend ist und wie du diese Fertigkeit perfektionieren kannst.

Warum ist Zuhören so wichtig?
Wenn du als Trauredner*in erfolgreich sein möchtest, geht es nicht nur darum, beeindruckende Worte zu wählen und eine tolle Traurede zu schreiben. Es geht vielmehr darum, den gemeinsamen Weg und die Gefühle des Brautpaares zu verstehen und eine Geschichte zu schreiben, die den Weg des Paares auf spannende und emotionale Art und Weise wiedergibt. So, dass nicht nur das Brautpaar, sondern auch alle Gäste sich damit identifizieren und im Idealfall wiederfinden können. Das funktioniert nur dann, wenn du in der Lage bist, zuzuhören und die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen des Brautpaares an ihre Trauzeremonie zu verstehen. Zu wissen, wie man zuhört, ermöglicht es dir:
Emotionen zu erfassen:
Wenn du aufmerksam zuhörst, kannst du die Emotionen und Gefühle des Brautpaares erkennen. Das hilft dir, deine Rede so zu gestalten, dass sie nicht nur die Herzen des Brautpaares, sondern aller Zuhörer berührt. Manchmal lohnt es sich ein Brautpaar zu zitieren, wenn du merkst, dass sie selbst beim Erzählen dieser Anekdote emotional berührt sind. Diese Worte während der Trauzeremonie noch einmal 1:1 wiederzugeben, kann erneut viele Emotionen auslösen.
Persönliche Elemente einfügen:
Durch das Zuhören kannst du persönliche Geschichten und Anekdoten des Paares in deine Rede integrieren. Im Idealfall wird bei einer Trauung gelacht und geweint, daher lohnt es sich auf „Nebensätze“ des Paares manchmal noch einmal genau einzugehen und diese zu hinterfragen. Wenn ein Brautpaar beispielsweise erzählt, dass sie viele Post it’s zu Hause haben, weil sie sich gegenseitig immer kleine Zettel als „Liebesbotschaft“ schreiben, könntest du das als Element mit in die Trauung einbinden. Oft fallen solche Geschichten nur in einem Nebensatz, daher musst du in Traugesprächen sehr wachsam sein und gut filtern, was von großer Bedeutung sein kann.
Vertrauen aufbauen:
Wenn das Brautpaar spürt, dass du wirklich auf sie eingehst und dich für ihre Geschichte interessierst, baut das Vertrauen auf. Sie fühlen sich verstanden und wissen, dass du ihre Geschichte authentisch wiedergeben wirst. Für dich als Redner ist es unheimlich wichtig die „ganze Wahrheit“ zu kennen, auch die unangenehmen und nicht so schönen Momente. Das heißt nicht, dass du über diese Erlebnisse in der Rede sprichst aber es ermöglicht dir, nichts falsches zu sagen. Wenn du also in Gesprächen merkst, dass deine Paare dir nicht die ganze „Wahrheit“ erzählen oder versuchen, etwas zu umschreiben, solltest du sie immer dazu ermutigen, dir alles zu erzählen. Gemeinsam könnt ihr dann überlegen, was davon einen Platz in der Rede bekommen oder was man besser auslassen sollte. Wenn du als Redner nicht die ganze Geschichte kennst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du etwas falsches sagst oder auch selbst krampfhaft versuchst, Situationen zu umschreiben. Das werden auch die Gäste merken, daher ist es unglaublich wichtig, die ganze Geschichte deiner Paare zu kennen.
Welche Arten von Zuhören gibt es?
Bevor wir uns jedoch mit dem „Wie“ beschäftigen, lassen uns zuerst die verschiedenen Arten des Zuhörens betrachten. Hier sind einige der wichtigsten:
Passives Zuhören:
Dies ist die grundlegendste Form des Zuhörens, bei der du einfach den Worten deines Gegenübers lauschst, ohne aktiv zu reagieren oder zu interpretieren. Es ist wie das Hören von Musik im Hintergrund, ohne wirklich darauf zu achten. Passives zuhören ist daher für uns Trauredner*innen eigentlich komplett unrelevant.
Aktives Zuhören:
Hierbei handelt es sich um ein bewusstes Zuhören, bei dem du deine volle Aufmerksamkeit auf den Sprecher richtest. Diese Form wird in Traugesprächen oft verwendet. Du stellst eine relativ offene Frage, zum Beispiel: „Wie habt ihr euch damals kennengelernt?“ und lässt das Brautpaar frei erzählen. Du versuchst, die Botschaft und die Emotionen hinter den Worten zu verstehen. Du hinterfragst Aussagen, die dir vielleicht nicht ganz klar sind und vertiefst Themen, die für dich relevant sein können.
Empathisches Zuhören:
Diese Form geht einen Schritt weiter als das aktive Zuhören. Hier versuchst du nicht nur zu verstehen, was gesagt wird, sondern auch, wie sich die Person dabei fühlt. Du fängst die Emotionen deines Gegenübers auf und zeigst Mitgefühl. Hier ein Beispiel.
„Welches waren eure drei schönsten Urlaube, die ihr erlebt habt?“ Das Paar wird dir von den drei schönsten Urlauben erzählen und du hörst aktiv zu. Dann stellst du die Frage: „Was war der schönste Momente, während eures Kreta Urlaubes, an den ihr euch direkt zurück erinnert und was habt ihr in diesem Moment gefühlt“. Jetzt musst du empathisch zuhören und verstehen, warum dieser Moment so wunderschön und emotional war. Diese oft kleinen Erinnerungen ermöglichen es dir in deiner Traurede, noch mal ganz emotionale Momente zu erzeugen.
Kritisches Zuhören:
Bei dieser Form des Zuhörens analysierst du die Informationen kritisch und hinterfragst sie. Du versuchst unklare Situationen zu identifizieren und mögliche Unstimmigkeiten aufzudecken. Fast jedes Brautpaar hat „Tiefen“ auf dem gemeinsamen Weg erlebt. Sei es das klassische Fremdgehen, Krankheiten, Todesfälle oder andere Situationen, die sie belastet haben. Manche Paare reden offen und ehrlich darüber und möchten auch, dass sie in der Rede erwähnt werden, da es ein Teil des Weges ist. Andere Paare öffnen sich aber nicht und du merkst nur, dass sie nicht die ganze Wahrheit sagen. Wie oben bereits erwähnt ist es für dich elementar wichtig, auch diese Situationen zu verstehen, um in deiner Rede nichts falsches zu sagen. Durch ein kritisches Zuhören erkennst du solche Situationen und kannst darauf eingehen und erklären, warum du diese Informationen benötigst.
Sympathisches Zuhören:
Diese Form ist ähnlich wie das empathische Zuhören, aber hier versuchst du, eine positive Verbindung zu deinem Gesprächspartner herzustellen. Du zeigst Verständnis und Anteilnahme für seine Gefühle. Egal ob positiv oder negativ. Manchmal ist es hilfreich ein Beispiel aus seinem eigenen Leben zu nennen, das der Situation des Paares ähnelt, um eine bessere Verbindung zu schaffen.

Tipps zur Perfektionierung deiner Zuhörfertigkeiten:
Fast jede dieser Arten des Zuhörens ist wichtig für dich als Redner*in, denn nur so kannst du es schaffen, alle Informationen aufzunehmen und eine wirklich berührende und vor allem wahrheitsentsprechende Rede zu schreiben, die das Brautpaar ehrlich widerspiegelt. Jetzt, da wir die verschiedenen Arten des Zuhörens kennen, lass uns darüber sprechen, wie du lernst richtig zuzuhören, um deine Fähigkeiten als Trauredner*in zu verbessern.
Übe aktives Zuhören:
Wie oben bereits erwähnt ist passives Zuhören für uns Trauredner*innen nicht wirklich relevant, allerdings tun wir das im Alltag ständig, weshalb wir darin am besten sind. Wir lassen uns dauerhaft berieseln von Musik, von Nachrichten, Social Media etc. weshalb das aktive Zuhören oft schwieriger fällt. Dabei ist es das Fundament. Aktives Zuhören ist der Schlüssel, um deine Fähigkeit zu verbessern, auf die Bedürfnisse und Erwartungen deiner Brautpaare einzugehen. Aktives Zuhören kannst du lernen, in dem du bewusste Kommunikationen führst oder dir bewusst etwas anhörst. Beispielsweise einen für dich spannenden Podcast. Achte darauf, dass du die ganze Zeit mit deinen Gedanken dabei bist und dich nicht ablenken lässt. Mache dir Notizen, um die Situation des Traugespräches zu üben. Du kannst aber auch bewusste Gespräche mit deinen Freunden oder der Familie führen über Themen, die ihr nicht im Alltag besprecht. Stelle einer Person eine ganz konkrete Frage, bei der du sicher die Antwort nicht kennst und versuche alle „Zuhörtechniken“ bei der Konversation anzuwenden. Höre nicht nur aktiv zu, sondern auch empathisch und kritisch. Stelle die entsprechenden Frage und übe so auch mögliche Frage-Formulierungen. Achte dabei auch auf Körpersprache und andere Gesten, die dir auffallen. Auch das kann dir bei Gesprächen mit Brautpaaren zu Gute kommen.
Schärfe deine Empathie Fähigkeit:
Empathisches Zuhören ist besonders wichtig, wenn du Hochzeitsreden hältst, da es dir ermöglicht, dich in die Gefühle des Brautpaares hineinzuversetzen. Um deine Empathie Fähigkeiten zu stärken, versuche, dich in die Lage des Paares zu versetzen und zu verstehen, wie sie sich in verschiedenen Momenten gefühlt haben. Und wie kannst du das üben? Ganz einfach, in deinem Alltag. Wenn dir jemand Situationen aus seinem eigenen Leben erzählt, wechsle die Perspektive und versetzte dich selbst in ihn hinein. Wie hättest du dich in der Situation gefühlt, wie hättest du reagiert? Die Perspektive zu wechseln und zu überlegen, wie man selbst in verschiedenen Situationen fühlt, hilft dabei, die Empathie zu stärken. Wenn man dies bewusst im Alltag einsetzt hilft es übrigens auch generell dabei, Menschen besser zu verstehen. Gerade wenn man selbst Kinder hat, oder mit Kindern spricht, kann man diese Methode ganz hervorragend anwenden.
Richtige Notizen machen:
Vermutlich wirst auch du dir während der Gespräche mit den Brautpaaren entsprechende Notizen machen, um dich später an alles erinnern zu können. Manche Redner machen Stichpunkte, andere Formulieren ganze Sätze. Manche schreiben mit der Hand, andere mit dem Laptop. Es gibt Redner*innen, die das Gespräch auf Tonband aufnehmen. Welche Methode für dich die Richtige ist, solltest du selbst herausfinden. Allerdings kann es hilfreich sein, bei den Notizen ein paar Tricks anzuwenden. Schreibe beispielsweise immer dabei, wer was gesagt hat. (Er / Sie). Das hilft dir dabei, die Aussagen später richtig zuzuordnen, insbesondere wenn du jemanden zitieren möchtest,. Wenn du jemanden zitieren möchtest, solltest du den Satz wirklich so aufschreiben, wie derjenige ihn gesagt hat. Auch hier eignen sich schon in den Notizen farbliche Markierungen. Allein das Zuhören in Traugesprächen ist schon eine große Aufgabe. Gleichzeitig die Informationen richtig wahrzunehmen, ggf. zu hinterfragen, zu filtern und zu notieren kann eine Herausforderung sein. Daher wird das Traugespräch auch oft als „Königsdisziplin“ beschrieben. Es wird leichter, wenn du das Zuhören übst aber bedenke auch:
Übung macht den Meister:
Wie bei allen Fähigkeiten ist Übung entscheidend. Nimm dir Zeit, um mit Freunden, Familie oder Kollegen zu üben. Beteilige dich aktiv an Gesprächen und versuche, die verschiedenen Arten des Zuhörens anzuwenden. Höre dir Podcasts an oder verfolge bewusst die Nachrichten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten das Zuhören zu üben.
Denn: Die Kunst des Zuhörens ist ein entscheidender Aspekt in der Arbeit eines Trauredners. Wenn du lernst, wirklich zuzuhören, kannst du die Geschichten und Emotionen des Brautpaares in deine Reden einfließen lassen und so unvergessliche Momente schaffen. Nutze die oben genannten Tipps, um deine Zuhörfertigkeiten zu perfektionieren, und du wirst bemerken, wie sich die Qualität deiner Trauungen verbessert.
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Fotos: Prettymoments


