Woran erkennt man einen guten Trauredner oder viel mehr, woran erkennt man einen schlechten?
Diese Frage bekommen wir ganz häufig gestellt, insbesondere von Brautpaaren, die auf der Suche nach einem freien Trauredner sind.
Die Frage zu beantworten scheint fast unmöglich, denn wer kann schon beurteilen ob die Arbeit eines Trauredners nun gut oder schlecht war. In einem Beruf, wo so viel Kreativität gefordert wird, wo jeder seinen eigenen Stil entwickelt, wo die Beurteilung nur subjektiv sein kann.
Dennoch gibt es einige Dinge woran man immer arbeiten kann. Angewohnheiten oder Fehler die passieren, die einem selbst vielleicht gar nicht mehr auffallen.
Insbesondere aus Gesprächen mit Bräuten, die selbst eine nicht so schöne freie Trauung miterlebt haben, aber auch von Traurednern, die aus eigener Erfahrung sprechen, möchten wir 5 Dinge aufzeigen, die einen schlechten Trauredner unserer Meinung nach ausmachen. Dinge, an denen jeder arbeiten kann!
Oft haben wir von Brautpaaren gehört, dass sie Redner gesehen haben, die ganz verängstigt, mit leiser, zitternder Stimme, Schnappatmung und vibrierenden Knien vor dem Brautpaar standen. Die Nervosität, ein schwieriges Thema!
Als freier Redner hat man eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe die damit verbunden ist, mehr oder weniger frei sprechen zu müssen – manchmal auch vor einer größeren Menschenmenge. Dabei immer im Hinterkopf der Gedanke, dass man nur eine einzige Chance hat. Wenn was schiefläuft, kann man es nicht wieder gut machen.
Jeder Redner hat seine eigenen Tricks wie er am besten mit Nervosität umgeht und falls nicht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. Youtube Videos, Coaches. Mit verschiedenen Atemübungen oder einer speziellen Art der Vorbereitung kann man stark an sich selbst und der Nervosität arbeiten. Und das sollte man tun, denn die Traurede kann noch so schön und berührend geschrieben sein, wenn sie nicht richtig präsentiert wird, wird die Emotion niemals richtig rüberkommen.
Eine freie Trauzeremonie ist etwas ganz Persönliches, die freie Traurede behandelt die gemeinsame Geschichte des Paares und erzählt den gemeinsamen Weg. Allein diese Tatsache macht es fast unmöglich, für jede Rede den gleichen Text zu verwenden. Dennoch baut man um die persönliche Geschichte einen Rahmen, der die Geschichte hervorhebt bzw. einbettet. Das nennt sich „Storytelling“. Schon mehrfach haben wir von Brautpaaren gehört, dass sie einen Redner 2-3 Mal auf Trauungen erlebt haben und immer wieder die gleiche Story genutzt wurde. Dabei wurde beispielsweise die Liebe mit dem Meer, das Brautpaar mit einer Musikband oder der gemeinsame Weg mit dem Aufstieg eines Berges verglichen. Wir möchten das so nicht grundsätzlich verurteilen, denn schließlich bieten solche Vergleiche die Möglichkeit, eine schöne Geschichte über das Paar zu erzählen. Nur sollte diese Geschichte, die der Rede den roten Faden gibt, dann auf jeden Fall zu dem Brautpaar passen. So macht es absolut keinen Sinn das Brautpaar mit einer Band zu vergleichen, wenn das Brautpaar mit Musik nichts am Hut hat. Gleiches gilt für das Reisen, Wandern und Sonstiges. Dabei ist es so einfach! Die meisten Brautpaare haben gemeinsame Hobbys, einige haben den gleichen Job, andere haben unterschiedliche oder gleiche Charaktereigenschaften, mit denen man hervorragend beim Storytelling arbeiten kann. Für die meisten Beispiele gibt es sogar Texte, die man dann für die Traurede und einen schönen Vergleich nutzen kann. Es steckt nur eben mehr Arbeit dahinter. Aber sollte nicht genau das die Aufgabe eines Trauredners sein? Eine ganz persönliche und passende Rede für das Brautpaar zu schreiben? Nein, das Rad muss nicht jedes Mal neu erfunden werden aber der Rahmen sollten zu der gemeinsamen Geschichte passen.
Wieso macht man eigentlich Rituale in der freien Trauzeremonie?
„Ein Trauritual unterstreicht oder symbolisiert den gemeinsamen Weg des Brautpaares durch eine aktive Handlung. Diese kann vom Redner, dem Brautpaar oder auch der Hochzeitsgesellschaft vorgenommen und durchgeführt werden. Dabei können Gemeinsamkeiten / Gegensätze / Charaktereigenschaften / besondere Momente oder auch die Verbundenheit und Liebe zueinander bildlich / symbolisch dargestellt werden.“
Das ist die Idee hinter einem Ritual. Leider kommt es häufig vor, dass irgendwelche Rituale gemacht werden, einfach um ein Ritual zu machen. Beliebt ist beispielsweise das Sandritual, was eigentlich eine so schöne Bedeutung hat. Dennoch verliert es an Bedeutung, weil es oft „einfach so“ umgesetzt wird und das schlimmste ist dann, wenn die Bedeutung nicht mal erklärt wird. Die Aufgabe eines Trauredners ist nicht nur ein passendes Ritual (gerne auch gemeinsam mit dem Brautpaar) zu entwickeln, sondern die Geschichte und die Bedeutung dazu auch zu erklären und das Ergebnis den Gästen zu präsentieren. Nur so kann man die Gäste auch emotional abholen und dem Ritual eine wichtige Bedeutung verleihen! Rituale bieten die Möglichkeit, die freie Rede etwas „lockere“ zu gestalten, da das Brautpaar, der Redner oder die Gäste aktiv in die Trauzeremonie eingebunden werden. Aber sie müssen verstehen warum sie das tun, das wird leider oft vergessen. Und so fragen sich viele Gäste nach der Trauung, warum da eigentlich zwei Sandfarben nun in einem Gefäß sind und was das Brautpaar zukünftig damit anstellen soll.
Einer der schlimmsten Fehler. Ein falscher Name des Bräutigams, der Name der Braut der falsch ausgesprochen wird, falsches Jahresdatum, falsche Familienzugehörigkeiten… Es gibt kaum etwas peinlicheres als Das! Vermeiden kann man solche Fehler in dem man sich alles nach dem Traugespräch durch ein kurzes Protokoll bestätigen lässt. Absolut empfehlenswert!
Ein sehr umstrittenes Thema – Werbung bei einer freien Trauung. Die Hochzeit ist der große Tag des Brautpaares, das Brautpaar sollte immer im Mittelpunkt stehen. Monatelang im Vorfeld wird sich Gedanken über die Tischdekoration, den Traubogen und den Ort der Trauung gemacht. Da ist es schon fast eine Frechheit, wenn der Trauredner den Trauort durch ein großes Werbe Roll-up verunstaltet oder Flyer, die farblich dann auch noch überhaupt nicht in das Gesamtkonzept passen, auf den Tischen verteilt. Wenn ein Trauredner die Rede damit eröffnet, wer er eigentlich ist und einen 10-minütigen Monolog über die Gründungsgeschichte des eigenen Unternehmens hält. Alles schon erlebt!
Natürlich ist eine Hochzeitsgesellschaft voll mit potenziellen Kunden! Aber ob man das wirklich so charmelos ausnutzen sollte, ist die Frage. Wir sind der festen Überzeugung: Ein guter Trauredner wird nach der Trauung direkt von den Gästen angesprochen und nach einer Karte gefragt. Alternativ wenden sich die Gäste zu gegebenem Zeitpunkt an das Brautpaar, um die Kontaktdaten zu hinterfragen. Diese aufdringliche Form von Werbung ist für uns ein No go!
Titelbild: via unsplash/ ben-rosett-w4bp40RJZ9M-unsplash
Werbetafel: via unsplash/_9dSF0Hwitw
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