Es ist so weit, du hast die Trauredner Ausbildung absolviert und darfst nun deine ersten Brautpaare an ihrem großen Tag begleiten. In Theorie weißt du was zu tun ist, wichtig ist allerdings, das Gelernte nun auch gut in der Praxis umzusetzen.
Das Schreiben der Rede sowie der Vortrag am Hochzeitstag sind zwei elementar wichtige Aufgaben, vor denen du nun stehst. Und genau für diese beiden so wichtigen Aufgaben findest du folgend 5 Tipps, die dich bei deiner Arbeit unterstützen sollen.
„Die Chemie zwischen Brautpaar und Redner muss stimmen“ ein Satz, den man so häufig liest und der so viel wahres sagt, denn schließlich muss das Brautpaar dir als freier Trauredner alles über sich erzählen. Den Gemeinsamen Weg, die Höhen und Tiefen. Selbst wenn nicht alles Bestandteil der Rede wird, sind auch herausfordernde Situationen, die das Brautpaar erlebt hat, wichtig für dich zu wissen, damit du am Ende nichts falsches sagst. Damit dein Brautpaar sich dir gegenüber öffnen kann, muss eine Vertrauensbasis gegeben sein, die Chemie muss eben stimmen. Aber warum wählt ein Brautpaar ausgerechnet dich als seinen freien Redner aus? Oft ist es der erste Eindruck. Egal ob über deine Webseite oder deine Social Media Kanäle. Das Brautpaar liest sich deine Texte durch, schaut sich deine Bilder an und bekommt so einen ersten Eindruck von dir als Person. Bist du ehr der ruhige und romantische Redner oder doch der laute verrückte, der gerne mal außergewöhnliche Traurituale umsetzt.
Nutzt du viele Zitate oder Liebensgeschichten oder bist du sehr humorvoll und wird in deinen Trauungen viel gelacht? Dein Internetauftritt, das was du schreibst und zeigst, verrät viel über dich und gibt dem Brautpaar die Chance, sich mit dir zu identifizieren. Aus diesem Grund ist es eben auch so wichtig, dass der eigene Internetauftritt deine Persönlichkeit widerspiegelt. In einem ersten Kennenlerngespräch wird das Brautpaar gleich feststellen, ob das gelesene und gesehen mit der Person übereinstimmt, die nun vor einem sitzt. Es macht daher weder Sinn, Texte von anderen Rednern zu kopieren, noch sich in irgendeiner Art und Weise zu verstellen und den Wünschen des Paares zu sehr anzupassen. Wenn du kein Fan von verrückten Ritualen bist, ungern Gäste mit in die Trauzeremonie einbindest, grundsätzlich keine Geschichten aus Büchern vorträgst oder dich unwohl mit der Einbindung von Zitaten fühlst, dass Brautpaar aber genau das möchte, wird dir das deine Arbeit unheimlich erschweren und letztendlich nimmt es dir die Möglichkeit, authentisch zu sein.
Denn wenn du etwas machst oder vorträgst, mit dem du dich selbst nicht wohlfühlst, wird man das zwangsweise während deines Vortrages merken. Paare wählen Trauredner aus, weil sie eine Verbindung zu ihnen spüren und sie sich vorstellen können, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sei daher „echt“ und zeige deine Leidenschaft für das, was du tust. Erkläre wie du arbeitest, was dir wichtig ist und hinterfrage, was deinem Brautpaar wichtig ist. Wenn du merkst, dass die Chemie nicht stimmt oder du dich verstellen musst, um die Wünsche und Anforderungen des Brautpaares umsetzen zu können, solltest du überlegen, den Auftrag abzulehnen. Denn nur wenn du authentisch bist, wirst du die Herzen des Brautpaares und der Gäste berühren, eine tolle Reden schreiben und sie hervorragend vortragen.
Wie bei jedem Handwerk erfordert auch das Traurednertum Übung. Du wirst nicht von Anfang an perfekte Traureden halten. Es ist wichtig, regelmäßig zu üben und dich weiterzuentwickeln. Probiere verschiedene Stile und Techniken aus, finde heraus, was am besten zu dir passt und arbeite kontinuierlich an deinem Handwerk. Mit der Zeit wirst du sicherer und kannst Trauungen mit Leichtigkeit und Selbstvertrauen durchführen. Um an diesen Punkt zu kommen ist es hilfreich, die ersten Reden laut vorzutragen und sich selbst dabei auf Video aufzunehmen. Das kannst du zu Hause allein machen, empfehlenswert ist es aber auch die Reden laut vor Freunden oder der Familie vorzutragen. Nehme Kritik an, sie hilft dir dabei besser zu werden. Ebenso kannst du dich bei deinen ersten Trauungen selbst filmen, denn in einer „realen Situation“ verhält man sich oft anders, als allein im eigenen Büro.
Schaue dir die Aufnahmen genau an und analysiere, was dich selbst stört. Stehst du zu steif? Wippelst du zu viel rum? Redest du laut und deutlich oder zu schnell und leise? Wie ist deine Mimik und Gestik? Trägst du „frei“ vor oder liest du zu viel ab? Merkt man, dass du vielleicht nervös bist? Zittert deine Stimme oder deine Knie? Wann lachen die Gäste und das Brautpaar, wie sind die Reaktionen in verschiedenen Teilabschnitten deiner Rede. Sei selbst dein größter Kritiker und analysiere deine Arbeit. Das was dich selbst stört, kannst du im Anschluss üben und irgendwann beheben. Es gibt zahlreiche Videos im Internet die dir zum Beispiel dabei helfen, durch verschiedene Atemtechniken die Nervosität einzudämmen. Wenn du merkst, dass du zu schnell redest oder zu wenig Pausen machst, dann schreibe schon in deine Vortragsrede in rot und fett die Worte „Pause“ und „langsam“.
Wenn du zu wenig Blickkontakt aufnimmst und dein Vortrag dadurch abgelesen wirkt, kannst du dir ebenfalls bereits im Vorfeld Stellen in der Rede markieren, in denen du dich selbst „zwingst“, eine Pause zu machen und durch das Publikum zu schauen. Solltest du zu viel nach links und rechts „wippeln“, dann versuche beim nächsten Mal anderes Schuhwerk. Es gibt für jedes Problem eine Lösung, man muss sie nur finden. Arbeite kontinuierlich an dir und hinterfrage deine Arbeit immer wieder auf’s neue.
Ein guter Trauredner zeichnet sich dadurch aus, dass er gut zuhören und auch zwischen den Zeilen lesen kann. Dabei ist es auch sehr wichtig zu erkennen, wo Spannungen und ggf. schwierige Situationen entstehen können. Oft sind es beispielsweise Familienmitglieder, zu denen das Verhältnis weniger gut ist. Manchmal sind es auch unschöne Situationen, beispielsweise dass einer von beiden in der Beziehung fremdgegangen ist. Manchmal sind es Krankheiten, über die das Brautpaar nicht sprechen möchte. Als freier Trauredner solltest du erkennen, wenn so eine Situation vorliegt und sie dennoch hinterfragen. Gib dem Brautpaar dabei das Gefühl, dass sie selbst entscheiden dürfen, welche Inhalte Bestandteil der Rede werden und welche nicht. Frage im Zweifel nach, ob du etwas nicht erwähnen sollst um sicherzustellen, dass sie sich an keinem Punkt während deiner Trauzeremonie unwohl fühlen. Mache Ihnen aber auch klar, dass du die Umstände verstehen musst, um nichts falsches während deiner Rede zu sagen. Schließlich macht es keinen Sinn, wenn du so etwas sagst wie: „Ihr beide wurdet damals gegenseitig ganz herzlich und offen von euren Familien aufgenommen und habt euch gleich unheimlich wohl gefühlt.“, wenn das Verhältnis zu den Familien eigentlich eine reine Katastrophe ist.
Denn das Verhältnis wird nicht nur das Brautpaar selbst, sondern auch die Familien und ein Großteil der Freunde und Gäste kennen und bei solchen Sätzen wird ein „Unwohlsein“ bei allen beteiligten Personen entstehen, was sich negativ auf deine Arbeit auswirkt. Als Trauredner solltest du dein Brautpaar gut kennen, damit du nichts falsches über sie erzählst. Schließlich ist das größte Lob nach einer freien Trauzeremonie, wenn die Gäste dich fragen, wie lange du schon mit den beiden befreundet bist. Ebenso wichtig ist zu verstehen und zu fühlen, was das Brautpaar sich für die Trauzeremonie vorstellt und wünscht. Dabei nimmst du natürlich auch eine beratende Funktion ein. Oft kommt es vor, dass sich Brautpaare gleich 5 verschiedene Traurituale wünschen, dazu dann noch 4 Hochzeitslieder und die Einbindung der Angehörigen in Form von Fürbitten. Natürlich solltest du versuchen, die Wünsche deiner Paare zu erfüllen aber in diesem Fall wirst du es kaum schaffen, eine flüssige Rede mit rotem Faden in einer angemessenen Zeit zu halten.
Ebenso kommt es vor, dass einer von beiden dem anderen etwas zu Liebe tut. Wenn der Bräutigam zum Beispiel nur seiner Frau zu liebe ein eigenes Eheversprechen vortragen möchte, sich aber eigentlich super unwohl damit fühlt. Es macht absolut keinen Sinn, das unter Druck machen zu müssen, da er den ersten Teil der Trauzeremonie überhaupt nicht richtig genießen kann und angstvoll auf den Moment wartet, in dem er selbst etwas sagen muss. Auch hier gilt es, das Brautpaar zu beraten und einen gemeinsamen Nenner zu finden der sicherstellt, dass deine Trauzeremonie für alle schön und gelungen wird. All das kannst du nur erreichen, wenn du gut zuhörst und beobachtest. Achte darauf, wie dein Brautpaar sich in verschiedenen Situationen verhält, wie es auf Rückfragen reagiert, über was es nicht sprechen möchte aber auch, was unbedingt Bestandteil der Rede sein sollte. Deine Aufgabe ist es die Liebensgeschichte zu erzählen und den Schwerpunkt auf die schönen Momente und Erinnerungen zu legen. Höre daher genau zu, beobachte die Reaktionen und entwickele ein Gefühl für dein Paar. Je besser du sie verstehst, desto persönlicher und bedeutsamer wird deine Rede sein. Vergiss nicht, dass es an diesem Tag um sie geht, nicht um dich.
Deine Traureden sollten von Herzen kommen. Vermeide es, Standardtexte zu verwenden oder einfach nur Fakten über das Paar aufzuzählen. Zu viele Jahreszahlen wirken wie ein tabellarischer Lebenslauf und interessieren in den meisten Fällen eh niemanden. Es ist hilfreich, im ersten Schritt ein Traukonzept zu entwickeln und ein „Thema“ zu finden, was für die beiden steht. Das kann eine große gemeinsame Leidenschaft sein, ein Hobby oder ein ausgewähltes Trauritual. Um einen roten Faden in deine Geschichte zu bekommen ist ein „Thema“ oft hilfreich und erleichtert dir den Einstieg in deine Rede, denn im Idealfall beginnst du jede Rede vor einem weißen Blatt Papier, auch wenn es sicherlich Bausteine gibt, wie die Begrüßung oder Verabschiedung, die du immer wieder verwendest. Ist das größte gemeinsame Hobby beispielsweise das Reisen, könntest du die Rede mit einem passenden Zitat eröffnen.
Möchte das Brautpaar als Ritual einen Baum pflanzen, könntest du schon zum Einstieg der Rede die Gegenstände mit einbinden, die du später für das Ritual brauchst. So kannst du gleich einen Spannungsbogen aufbauen. Wenn du es schaffst, die Rede mit einem auf das Brautpaar abgestimmten Thema zu eröffnen, was sich dann wie ein roter Faden durch deinen ganzen Vortrag zieht, wird deine Rede automatisch persönlicher und zeigt, dass du dir wirklich Gedanken gemacht und die Rede mit Herzblut geschrieben hast. Nimm dir also am besten schon vor Beginn der Ausarbeitung ausreichend Zeit, um alle Unterlagen durchzugehen und zu verstehen, was dein Brautpaar auszeichnet, denn wenn du von Herzen sprichst, wird deine Rede viel bedeutungsvoller sein. Daher solltest du auch niemals eine Rede unter Druck schreiben müssen. Wir empfehlen daher, die Traugespräch mindestens 2-3 Monate im Vorfeld zu führen, damit du genug Zeit für die Entwicklung des Konzeptes sowie das Schreiben der Rede hast. Eine Rede die unter Druck geschrieben wird, wird in den wenigsten Fällen gut.
Freie Trauungen können unerwartete Wendungen nehmen, sei es wegen des Wetters, wegen vieler störender Kinder, Hunden, die die Ringe im richtigen Moment nicht bringen oder auch persönlicher Gefühle. Als Trauredner musst du in der Lage sein, dich anzupassen und mit solchen Situationen umzugehen. Bleib immer ruhig und professionell, selbst wenn es stressig wird. Deine Fähigkeit, in schwierigen Momenten Stärke zu zeigen, wird von Brautpaaren sehr geschätzt. Um das zu erreichen benötigst du in erster Linie Erfahrung, die du am Anfang vielleicht noch nicht hast. Was dir jedoch bereits zu Beginn deiner Arbeit helfen kann, ist die gesamte Umsetzung der Trauzeremonie in deinem Kopf durchzuspielen und dich so auf mögliche „Probleme“ vorzubereiten. Manchmal ist es hilfreich auch hier im Vorfeld mit dem Brautpaar zu sprechen. Wer bringt die Ringe nach vorne, wenn der Hund nicht kommt? Werden viele Kinder anwesend sein und sollen wir etwas entsprechendes vorbereiten, um die Kinder während der Trauung zu beschäftigen und Störungen zu vermeiden? Was ist der Plan B bei zu heißem oder auch schlechtem Wetter?
Außerdem kannst du dir den ein oder anderen Satz bereits im Vorfeld überlegen, den du sagen kannst, wenn eine entsprechende Situation auftaucht. Wenn du beispielsweise auf Grund von plötzlichem Regen die Trauung reinverlegen musst oder wenn doch mal der Strom oder der Ton während der Trauung ausfällt. Am besten gehst du jedes denkbare „worst case“ Szenario in deinem Kopf durch und überlegst dir eine passende Reaktion. Insbesondere bei Trauritualen, die du zuvor noch nicht umgesetzt hast, ist es sehr empfehlenswert, diese unter realen Bedingungen vorher selbst zu testen. Was brauche ich alles für das Ritual, wie lange dauert es tatsächlich, was kann schief gehen? Mit der Zeit und der Erfahrung die du sammelst, werden auch solche Situationen für dich einfacher werden aber bis dahin, sei auf alles vorbereitet.
Zusätzlich zu diesen fünf Tipps für freie Trauredner empfehle ich dir, dich kontinuierlich weiterzubilden. Besuche Workshops, Seminare und nimm an Webinaren teil, um deine Fähigkeiten zu verbessern und auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Bild 2: Paparelaweddings
Bild 3: Nettis.photos
Bild 4: Lukas Schmidt
Bild 5: Rocksteinfotografie
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